Übersicht aller Themen B. Hiekisch, S13/1

LPE9:

Entwicklungspsychologie


Die Entwicklungspsychologie hat ihren Ursprung in der Evolutionstheorie Darwins, durch die auch wissenschaftliches Interesse an der menschlichen Entwicklung entstand.


Übersicht:


Entwicklungbegriff und Merkmale der Entwicklung

Unter Entwicklung versteht man eine zielgerichtete Reihe von miteinander zusammenhängenden Veränderungen des Erlebens und Verhaltens im Laufe des Lebens.

Methodik:

  • Längsschnittstudie
  • Querschnittstudie

Merkmale der Entwicklung:

  • Die logische Reihenfolge/Irreversibilität bezeichnet die nicht umkehrbare Abfolge von Veränderungen in der Entwicklung.
  • Lebensaltersbezogenheit bedeutet die Möglichkeit des Zuordnens von Veränderungen zu den einzelnen Altersspannen.
  • Differenzierung bezeichnet den Vorgang einer zunehmenden Ausgliederung psychischer und physischer Merkmale von einem globalen, unspezialisierten Zustand in einen verfeinerten, spezialisierten Zustand.
  • Integration bezeichnet den Vorgang, isoliert erlebte Einzelteile und Funktionen zueinander in Beziehung, in einen Zusammenhang zu setzen und als eine Einheit wahrzunehmen.
  • Kanalisierung ist der Vorgang, in welchem sich bestimmte Verhaltensweisen aus der Gesamtheit möglicher Verhaltensmöglichkeiten herausbilden.
  • Mit Stabilisierung ist die Verfestigung von Verhaltensweisen im Laufe der Entwicklung gemeint.

Die Bedingungen der Entwicklung

Die Entwicklungsfaktoren

  • Endogen: Die genetische Disposition, die sich bei der Befruchtung der Eizelle ergibt.
  • Exogen: Alle direkten und indirekten Einflüsse, denen ein Lebewesen von der Befruchtung der Eizelle bis zum Tode von außen her ausgesetzt ist.
  • Autogen: Die Selbststeuerung bezeichnet all jene Kräfte, mit denen das Individuum als aktives Wesen "von sich aus" Entwicklungsprozesse herbeiführt und seine Entwicklung beeinflusst.

Endogene, exogene und autogene Entwicklungsfaktoren sind voneinander abhängig und lassen gleichwertig miteinander im Zusammenspiel die Entwicklung des Menschen vorantreiben.

Kritische und sensible Phasen

  • Kritische Phase:
    Bestimmter Zeitraum der Entwicklung, in welchem bestimmte Verhaltensweisen dauerhaft festgelegt werden die außerhalb dieses Zeitraumes nicht mehr geändert werden können.
  • Sensible Phase:
    Bestimmter Zeitraum der Entwicklung, in welchem bestimmte Verhaltensweisen nachhaltig beeinflusst werden die außerhalb dieses Zeitraumes nur schwerlich geändert werden können.

Alternativ: Zeitfenster und privilegiertes Lernen

Ein Zeitfenster bezeichnet einen bestimmten Zeitraum, in welchem ein bestimmtes Verhalten erlernt werden kann/muss und das Wachstum der für dieses Verhalten zuständigen Gehirnstrukturen stattfindet. Außerhalb dieses Zeitraumes können diese Gehirnstrukturen nicht mehr bzw. nur sehr schwer aufgebaut werden und das Verhalten dementsprechend nicht mehr oder nur schwer erlernt werden.

Von privilegiertem Lernen spricht man, wenn ein bestimmtes Verhalten nur innerhalb eines Zeitfensters erlernt werden kann.


Prozesse der Entwicklung: Reifung und Lernen

Mit Reifung wird in der Entwicklungspsychologie der nicht beobachtbare Prozess der Änderung eines Organismus aufgrund von genetischen Faktoren bezeichnet.

Lernen ist ein nicht beobachtbarer Prozess, der durch Erfahrung und Übung zustande kommt und durch den Verhalten sowie Erleben relativ dauerhaft erworben oder verändert werden kann.

Reifung und Lernen bedingen sich gegenseitig und sind voneinander abhängig:
gewisse Lernprozesse setzen eine bestimmte Reifung voraus, das Lernen bedingt rückwirkend neues Reifen.


Die Ganzheitlichkeit menschlicher Entwicklung

Zwischen den verschiedenen Entwicklungsbereichen Motorik, Sprache, Kognition, Emotion und Sozialität bestehen wechselseitige Beziehungen, die das Verhalten und Erleben eines Menschen steuern. Dieses Zusammenspiel bildet die Ganzheitlichkeit des gesamten Entwicklungsgeschehens eines Menschen.


Die Identitätsentwicklung nach Marcia

Identität bedeutet das Selbstverständnis des Menschen als einmalige und unverwechselbare Person sowohl in der eigenen Betrachtung als auch in der durch seine soziale Umwelt.

Marcia definierte vier Stadien, die Menschen in der Identitätsentwicklung durchlaufen können:

  • Übernommene Identität: Keine Erkundung, hohe Verbindlichkeit, geringe Krise
  • Diffuse Identität: Keine Erkundung, keine Verbindlichkeit, hohe Krise
  • Moratorium: Viel Erkundung, keine Verbindlichkeit, mäßige, temporäre Krise
  • Erarbeitete Identität: Gelungene Erkundung, hohe Verbindlichkeit, geringe Krise

Gerontopsychologie

Defizitmodell

Nach dem Defizitmodell des Alterns definiert sich selbiges als unumkehrbare, unausweichliche Degeneration kognitiver, psychischer und physischer Leistungsfähigkeit. Der Alterungsprozess wird immanent pathologisiert.

Intelligenzkonzept:

  • kristalline Intelligenz: Allgemein- und Erfahrungswissen, Wortschatz, Sprachkompetenz; nimmt teils im Alter zu.
  • fluide Intelligenz: Fähigkeit des Schlussfolgerns und des Problemlösens; Wendigkeit, Geschwindigkeit, Auffassungsgabe, etc.; nimmt nach ca. 20 Jahren ab.

Kognitive Alternstheorie

Zentral für den Alterungsprozess sind nicht etwa objektive (biologische) Faktoren, sondern wie das Individuum diese Faktoren subjektiv wahrnimmt und verarbeitet. Das Bindeglied zwischen der Umwelt und dem eigenen Verhalten ergibt sich aus individuellen kognitiven Repräsentationen und motivationalen Prozessen. Nach der kognitiven Theorie kann im Alter Lebenszufriedenheit durch die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenssituation gewonnen werden.

SOK-Modell

Selektion:
Begrenzen von Beziehungen, Aufgaben und Tätigkeiten, Spezialisierung auf wenige Felder.

Optimierung:
Verfeinern und Verbessern von Ressourcen zum Erzielen von Entwicklungsgewinnen.

Kompensation:
Ersetzen verlorener Kräfte und Kompetenzen durch andere Handlungsressourcen.


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Pub: 11 Apr 2022 08:17 UTC

Edit: 11 Apr 2022 14:49 UTC

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