Übersicht aller Themen B. Hiekisch, S13/1
LPE8:
Behavioristische Lerntheorien
Der Behaviorismus ist eine psychologische Strömung, die das Verhalten des Menschen rein naturwissenschaftlich im Sinne kausaler Zusammenhänge zu ergründen versucht.
Übersicht:
Klassisches Konditionieren
Nach der Theorie des klassischen Konditionierens spielen Reize, die einem bestimmten Erleben folgen oder vorausgehen, die entscheidende Rolle für das Lernen.
Aspekte eines Reiz-Reaktions-Schemas
- Unbedingter Reiz (UCS):
- Reiz, der ohne vorangegangenes Lernen eine angeborene Reaktion hervorruft
- Unbedingte Reaktion (UCR):
- Biologische Reaktion auf einen unbedingten Reiz
- Neutraler Reiz (NS):
- Ein Reiz, der für sich standardmäßig keine spezifische Reaktion hervorruft.
- Bedingter Reiz (CS):
- Nach mehrfacher Kopplung von UCS und NS wird der NS zum bedingten Reiz, er ruft eine spezifische Reaktion hervor.
- Bedingte Reaktion (CR):
- Eine konditionierte Reaktion, die vom CS hervorgerufen wird.
Gesetze des klassischen Konditionierens
- Gesetz der Kontiguität:
- Räumliche und zeitliche Kopplung und Wiederholung der Kopplung von NS und UCS
- Gesetz der Reizgeneralisierung:
- Ein Reiz, der Ähnlichkeit zum CS hat, ruft ebenfalls eine CR hervor
- Gesetz der Reizdifferenzierung:
- Entbindung eines generalisierten Reizes vom jeweiligen CR
- Gesetz der Extinktion:
- Ein langes Ausbleiben der Kopplung von CS und UCS führt zu einer Auflösung der Konditionierung, der CS ruft nicht mehr die CR hervor
Klassische Konditionierungen höherer Ordnung
Bei der Kopplung eines bereits konditionierten CS mit einem neuen NS entsteht eine Konditionierung 2./3./4./… Ordnung.
Im Reiz-Reaktions-Schema:
Die Kopplung eines NS mit dem CS1 führt zum CS2, welcher die CR2 hervorruft.
Therapiemethoden des klassischen Konditionierens
- Gegenkonditionierung:
- Eine Gegenkonditionierung liegt vor, wenn eine neue Konditionierung eine der ursprünglichen CR entgegengesetzte Reaktion hervorruft. Dies geschieht meist durch eine Kopplung mit einem angenehmen Reiz. Dadurch reagiert das Subjekt auf den CS invers zur ursprünglichen CR.
- Systematische Desensibilisierung:
- schrittweise, gezielte Konfrontation mit dem CS um die CR aufzulösen. Dabei wird eine Angsthierarchie erstellt und vom schwächsten bis zum stärksten Reiz abgearbeitet.
- Extinktion:
- Ausbleiben von Kopplung von CS und UCR über einen längeren Zeitraum bis zur Auflösung der Konditionierung. Dies funktioniert nicht bei zu stark verinnerlichten Konditionierungen.
- Flooding (Reizüberflutung):
- Direkte gedankliche oder reale Konfrontation mit dem stärksten angstauslösenden Reiz. Diese Methode darf nicht bei Kindern angewandt werden!
Folgerungen des klassischen Konditionierens für die Erziehung
- Negative/positive Reaktionen auf bestimmte Reize/Verhaltensweisen können durch mehrfache Kopplung mit entsprechenden spezifischen Reizen aufgebaut werden.
- Die Erzieherin sollte nach Möglichkeit vermeiden, selbst zu einem negativ bedingten Reiz zu werden. Sie muss ihr Verhalten immer wieder aufs Neue kritisch hinterfragen.
- Unerwünschtes Verhalten kann durch Extinktion oder durch professionelle Therapie abgebaut werden.
Operantes Konditionieren
Beim operanten Konditionieren wird die Auftretenswahrscheinlichkeit einer Verhaltensweise durch die auf das Verhalten folgenden Konsequenzen reguliert.
Wichtige Fachbegriffe
- Verstärkung:
- Der Prozess, der zu einer erhöhten Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens führt
- Positive Verstärkung:
- Verstärkung durch eine direkt positive Konsequenz auf das verstärkte Verhalten
- Negative Verstärkung:
- Verstärkung durch das Wegfallen/Ausbleiben unangenehmer Konsequenzen
- Verstärker:
- Verhaltenskonsequenz, die die Auftretenswahrscheinlichkeit erhöht
- Positiver Verstärker:
- Verhaltenskonsequenz, die die Auftretenswahrscheinlichkeit durch die Darbietung eines angenehmen Zustandes erhöht
- Negativer Verstärker:
- Verhaltenskonsequenz, die die Auftretenswahrscheinlichkeit durch die Entfernung/Vermeidung eines unangenehmen Zustandes erhöht
- Primäre Verstärker:
- Reize, die biologische Bedürfnisse befriedigen oder von Natur aus verstärkend wirken
- Sekundäre Verstärker:
- Reize, die erlernte Bedürfnisse befriedigen
- Belohnung 1. Art:
- Gezielte Anwendung eines positiven Verstärkers
- Belohnung 2. Art:
- Gezielte Anwendung eines negativen Verstärkers
- Bestrafung 1. Art:
- Gezielte Darbietung eines unangenehmen Reizes oder Zustands, die die Auftretenswahrscheinlichkeit vermindert
- Bestrafung 2. Art:
- Gezielte Entfernung eines angenehmen Reizes oder Zustands, die die Auftretenswahrscheinlichkeit vermindert
- Extinktion:
- Die Abnahme der Häufigkeit eines erlernten Verhaltens aufgrund von Nichtverstärkung, bis dieses schließlich nur noch zufällig auftritt
Die Bedeutung des operanten Konditionierens für die Erziehung
Aufbau von gewünschtem Verhalten:
- Belohnung 1. + 2. Art
- positive/negative Verstärkung
- Übung und Wiederholung
- Lernanreize schaffen, Relativität beachten:
- Jede Person hat unterschiedliche Bedürfnisse, Verstärker müssen immer den Bedürfnissen der zu Erziehenden entsprechen
- Shaping:
- Jedes Verhalten, das in die richtige Richtung geht, wird verstärkt, komplexes Verhalten kann so durch die Belohnung von Teilschritten erlernt werden
- Differenzielle Verstärkung:
- Nichtgewünschtes Verhalten wird ignoriert, parallel wird jeder Ansatz des gegensätzlichen, erwünschten Verhaltens verstärkt
- kontinuierliche/intermittierende Verstärkung
Abbau von unerwünschten Verhalten:
- Nichtverstärkung
- (parallel differenzielle Verstärkung)
- Bestrafung 1. + 2. Art